Diagnose: Schizophrenie!

       - Was für eine „Shit“.

Das zeigte uns Joke, mit Unterstützung ihrer Familie, bei ihrer ersten Ausstellung im September 2022, sehr eindrücklich.

Sie zeigt uns aber noch viel mehr, mit wieviel Mut, Kraft und Spaß man sich auch diesem Thema nähern kann.

Ich bin psychiatrische Fachkraft, EX-IN Trainer und Genesungsbegleiter, und seit knapp 40 Jahren in dem Kontext tätig. Bei vielen Fortbildungen, Tagungen, Erzählungen und Begegnungen mit betroffenen Menschen habe ich eine Menge über das Thema lernen dürfen. Über Sorgen und Leid, den Wunsch auf eine adäquate Medikation und den Kampf der Betroffenen um bedarfsorientierte Unterstützung und ein selbstbestimmtes Leben. Ich kenne und erlebe heute immer noch die große Stigmatisierung und Ausgrenzung der betroffenen Menschen in der Gesellschaft, aber auch in der Psychiatrie selbst.

Die Ausstellung „Shitzo“ von Joke hat alle meine bisherigen Erfahrungen zum Thema Öffentlichkeitsarbeit und Umgang mit der Diagnose in den Schatten gestellt. Noch nie konnte ich mich dem Thema so nachvollziehbar, spielerisch und interaktiv nähern. Die Lokation auf einer freien Wiese eines Biobauern war passend gewählt und gab mir die Idee von Offenheit und Freiheit.

An den verschiedenen Stationen der Ausstellung lädt Joke einfühlsam und fachlich fundiert dazu ein in ihr Seelenleben einzutauchen, und die ihr so bekannten verzerrten Wahrnehmungen nachvollziehbar zu erfühlen. Sie gibt Einblicke in ihre Gedankenwelt und die täglichen Herausforderungen, ohne jedoch Mitleid, Unsicherheit oder andere negative Gefühle auszulösen.

Immer wieder stellt sie dem Betrachter an den Stationen einfache und dennoch tiefgründige Fragen, die es lohnt, zu beantworten. Joke regt zum „Um-denken“ an. Wir sammeln Steine, die im Laufe des Parcours die Belastungen durch das Innenleben aber auch durch die Außenwelt darstellen, und wir bemerken wie schwer wir daran zu tragen haben. Bewältigungsstrategien und resiliente Verhaltensmöglichkeiten werden thematisiert und runden den Umgang mit den gezeigten Herausforderungen ab.

Am Ende der Wegstrecke zeigt Joke einen selbsterstellten Film, der ihre Krisenzeit und weitere Abschnitte ihrer Lebensgeschichte beleuchtet. Die gezeigten Bilder und Sequenzen sind sehr berührend, so dass ich meine Emotionen und Tränen nicht zurückhalten konnte. Bei aller Kreativität der einzelnen Ausstellungsstationen, war der Film für mich das Herzstück dieser außergewöhnlichen Mixtur aus theoretischem Wissen eingebettet in persönlicher Betroffenheit.

Es ist ausgesprochen bewundernswert, wie Joke es geschafft hat, ein Tabuthema atmosphärisch so aufzubereiten, wie ich es beim Thema Schizophrenie so noch nicht wahrgenommen habe. Ihre Offenheit und Ehrlichkeit ist ein großes Geschenk für alle Ausstellungsbesucher. Ihre Kreativität verzückt die Betrachter, und sie ist für mich ein großes Vorbild beim Thema Entstigmatisierung.

Liebe Joke, ich bin Dir so unendlich dankbar, dass Du uns diesen Einblick auf Deine Lebensgeschichte zur Verfügung gestellt hast. Du kannst sehr, sehr stolz auf Dich sein.

Wer nicht hingeht hat auf jeden Fall etwas verpasst. Es lohnt sich.

Ralf Piesack, Genesungsbegleiter, Saffig


Aufklärungsmaterial über die Erkrankung Schizophrenie 

Informationskarten über die Erkrankung Schizophrenie 

Nachdem die Ausstellung ein voller Erfolg war, wollte ich Informationsmaterial entwickeln und erarbeitete Informationskarten zum Mitnehmen.

Du suchst den Austausch mit einer Betroffenen?

Ich bin selbst Betroffene mit der Diagnose Schizophrenie und stehe auch außerhalb meiner Ausstellung für Andere als Ansprechpartner zur Verfügung.